DIE POLITISCHE SEITE[1]
Februar 2005
Der christliche Glaube
als politischer,
gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Faktor
in den USA und in
Europa
Information
1. Präsident George W. Bush
Am 20. Januar wurde unter großem, glanzvollem Aufwand
der 43. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in Washington D.C.
vereidigt („ Inauguration“). Wieder gewählt am 2.11.2004 von 3,5 Mio.
Stimmen Mehrheit, trat George W. Bush am 20.01.2005 vor das amerikanische Volk
und vor die Öffentlichkeit der Welt und leistete – die linke Hand auf der
Familienbibel – seinen Amtseid für die zweite Amtsperiode 2004 – 2008. Eine
Zeit des persönlichen Gebets und ein kurzer Gottesdienst waren dem voraus
gegangen.
In seiner
15-minütigen Antrittsrede stellte der Präsident das Thema „Freiheit“ in den
Mittelpunkt; 27 mal verwendete er das Wort.
“Die jüngsten Ereignisse und der gesunde Menschenverstand
legen uns den einen Schluss nahe: Das Überleben der Freiheit in unserem eigenen
Land hängt vom Erfolg der Freiheit in anderen Ländern ab. Die beste Hoffnung
für den Frieden in unserer Welt bietet der Vormarsch der Freiheit in aller
Welt…Es ist die Politik der Vereinigten Staaten, das Erstarken demokratischer
Bewegungen und Institutionen in jeder Nation und Kultur anzustreben und zu
unterstützen, mit dem Ziel, die Tyrannei in unserer Welt zu beenden.“ Er
spricht dann davon, dass jedes Volk seinen eigenen Weg gehen solle „ihre eigene
Freiheit zu erreichen“ auch wenn sich diese vom amerikanischen Stil
unterscheide. Er fährt dann fort: „Heute spricht Amerika aufs Neue zu den
Völkern der Welt: All jene, die in Tyrannei und Hoffnungslosigkeit leben,
sollen wissen: Die Vereinigten Staaten werden nicht ihre Unterdrückung
vergessen oder ihre Unterdrücker entschuldigen. Wenn Sie für Ihre Freiheit einstehen,
dann stehen wir an Ihrer Seite.“ Die im Gefängnis oder im Exil lebenden
Staatsmänner werden „ die künftigen Führer Ihres freien Landes“ genannt.
Welche Staaten konkret als „Außenposten der Tyrannei“
gemeint sind, hatte Außenministerin
Condolezza Rice bei der Anhörung vor ihrer Ernennung zur Außenministerin vor
dem auswärtigen Ausschuss des Senats bereits gesagt: Iran und Nordkorea, die an
einem Atomprogramm arbeiten, sowie Kuba, Weißrussland, Simbabwe und Birma.
An die Verbündeten gewandt, sagte Bush dann noch: „Wir ehren
Ihre Freundschaft, wir vertrauen Ihrem Rat und wir sind angewiesen auf Ihre
Hilfe. Spaltung zwischen freien Nationen ist das primäre Ziel der Feinde der
Freiheit. Die gemeinsame Anstrengung der freien Nationen, für die Demokratie zu
werben, ist der Anfang der Niederlage unserer Feinde.“
C. Rice dazu: „Die Verbreitung von Demokratie und Freiheit
ist die zentrale Aufgabe der amerikanischen Außenpolitik.“ „Wir können nicht
ruhen, bis jede Person, die in einer Gesellschaft der Furcht lebt, schließlich
ihre Freiheit gewonnen hat.“
In
Vorab-Interviews hatte Bush schon die politischen Schwerpunkte seiner 2. Amtsperiode
genannt:
-
Befriedung
des Irak und Afghanistans.
-
Aussöhnung
zwischen Israel und den Palästinensern.
-
Verbreitung
von Freiheit und Demokratie im Nahen Osten.
-
Kampf
gegen den Terrorismus.
-
Kampf
gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen.
-
Reform
des Versicherungssystems im Inland.
-
Steuererleichterung
und –vereinfachung.
2. „Wir ehren Ihre Freundschaft, wir verlassen uns
auf Ihren Rat...“(Bush). – „Unser Verhältnis zum Rest der Welt muss ein Dialog
sein und kein Monolog“ (Rice).
“Vielen Dank, Herr Präsident, vielen
Dank, Frau Ministerin, für diese Worte, die uns Europäern Mut machen, dass der
belastete und zu Zeiten sogar erloschene Dialog zwischen uns wieder neu belebt
wird.
Danke, dass Sie uns
wieder „Freunde“ nennen, denn das sind wir auch. Besonders wir Deutschen haben
Ihre Freundschaft nach dem Krieg erlebt, obwohl wir kurz zuvor noch erbitterte
Feinde waren. Dies soll im „Kollektiven Unbewussten“ unseres Volkes lebendig
bleiben, für immer.
Ihr unbedingter Wille, Freiheit und
Demokratie in der Welt zu unterstützen, hat unserer Hauptstadt Berlin 1948/49
mit der Luftbrücke der US-Luftwaffe das Leben und die Freiheit gerettet.
Und welch eine Ermutigung war es für
uns, als Ihr junger Präsident John F. Kennedy 1963 an der Berliner Mauer die
Worte ausrief: „Ich bin ein Berliner!“ Sie waren es auch, und zwar in der
Person Ihres Vaters, George Bush sen., der wesentlich zur Wiedervereinigung
unserer Nation beigetragen hat. Wir sind Ihnen, Herr Präsident Bush und Ihrer
ganzen Nation von Herzen dankbar und wollen Ihnen gerne als Freunde verbunden
sein.
Nun hat sich aber die
Welt und damit auch unser Verhältnis seit dem Zusammenbruch des Ostblocks verändert
und zwar auf beiden Seiten. Europa
und besonders Deutschland brauchen nun nicht mehr die amerikanischen Soldaten
und Waffen als Schutz gegen einen östlichen Aggressor – wir bewegen uns darum
politisch unabhängiger; andererseits haben Sie umgekehrt Europa und besonders
Deutschland auch nicht mehr nötig als ersten Schutzwall gegen einen russischen
Angriff – weshalb Sie Ihre Truppen ja auch abgezogen haben.
Sind wir deswegen
weniger Freunde? Sind Freunde nur Freunde, wenn sie symbiotisch aufeinander
angewiesen sind?
Wir sind verschieden, sehr sogar.
Sie konnten im Irak den Krieg alleine
gewinnen; aber Sie haben gemerkt, dass Sie den Frieden allein nicht gewinnen können. Wir Europäer haben unsererseits
gemerkt, dass alle Diplomatie zum Katz-und-Maus-Spiel entartet, wenn nicht ein
möglicher Ernstfall in Aussicht gestellt werden kann. Und das können glaubhaft
nur die USA. Sie haben mutig den Kampf gegen den Terror begonnen, aber Sie
haben gemerkt, dass Sie ihn ohne die Hilfe aus allen Nationen („Rest der Welt“)
nicht beenden werden können. Würden wir die Energie unserer Kontinente bündeln,
nämlich das Geschick europäischer Diplomatie und das militärische Potential der
USA, wir könnten viel erreichen für die Freiheit und den Frieden in der Welt.
Verstehen Sie von
daher die nun folgenden Fragen. Sie sind ein europäischer Beitrag zum
angebotenen Dialog über die Gedanken, die Sie und Ihre Außenministerin geäußert
haben. Freunde sind Freunde, wenn sie einander auch hilfreiche Fragen stellen.
2.1. Frau Ministerin, Sie nennen als „Außenposten der Tyrannei“ sechs Staaten
mit Namen. Ich stimme Ihnen zu. Aber warum nennen sie nicht auch China, wo
Tausende in Gefängnissen und Arbeitslagern schmachten, darunter viele Christen,
weil sie eine eigene, eine andere Meinung vertreten? Warum nennen Sie nicht
Russland, dessen demokratische Struktur längst präsidial dominiert wird und wo der
Krieg in Tschetschenien mit großer Grausamkeit immer noch weiter geführt wird?
Und warum ist der Sudan von der Liste verschwunden, obwohl der Genozid in
Darfur weitergeht? Wird Ihr Feldzug für die Freiheit, der so absolut klingt,
nicht doch stark auch von politischen Interessen und Rücksichten Amerikas bestimmt?
2.2. Sie haben das Thema „Freiheit“ zum Leitmotiv
amerikanischer Außenpolitik erklärt. Frau Ministerin, sie nennen „Demokratie
und Freiheit“ in einem Atemzug, synonym sozusagen. Ist das so? Ist Freiheit =
Demokratie? Und gibt es nicht vielerlei Formen und Abstufungen von Freiheit?
2.3. Die Amerikaner konnten in der Einführung der Demokratie im Nachkriegs-Deutschland an
den demokratischen Traditionen der Weimarer Republik und des 19. Jahrhunderts
anknüpfen. Darum gelang sie. Ihr Ziel, Herr Präsident, „Verbreitung von
Freiheit und Demokratie im Nahen Osten“ kann aber in der arabischen Welt an
keine solche Traditionen anknüpfen. Diese Länder werden seit langem von
Stammesscheichs geleitet und von religiösen Autoritäten (Mullahs). In der
Implantierung der westlichen Demokratie entsteht hier eine zweite
Kompetenzebene. Wie hilflos diese dasteht gegenüber der ersten Ebene,
angewiesen auf ausländische Hilfe, zeigt Afghanistan und noch schlimmer, der
Irak. Sollten hier nicht neue Überlegungen zur Demokratie-Kampagne in der Welt angestellt werden? Mir gefällt da Ihre
Formulierung, dass die freien Nationen „für die Demokratie werben“ sollen. Ob
sie aber dafür kriegerische Auseinandersetzungen führen sollen, ist von den
möglichen Nach-Wirkungen her zu beurteilen.
2.4. Frau Ministerin, Sie sagten: „ Wir können nicht
ruhen, bis jede Person, die in einer Gesellschaft der Furcht lebt, schließlich
ihre Freiheit gewonnen hat.“ Die
Unbedingtheit Ihrer Formulierung erinnert stark an den Missionsbefehl Jesu:
„Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker.“ Weitergegeben
werden soll die Botschaft der Liebe in der Erlösung durch Jesus. Die Botschaft,
die Sie – mit demselben Missionseifer! – weitergeben wollen, ist aber eine
politische Erlösung, bewirkt durch Amerika.
Sind Sie nicht in der
Gefahr als Amerikaner, diese beiden Botschaften zu vermischen und darin auch
die Voraussetzung dieser Missionen: „Mir ist gegeben alle Macht“? – Wem? Der
Messias hat sich die Schaffung des Friedensreiches als globale politische
Staatsform selber vorbehalten. Jeder, der dies vorab schon leisten will, wird scheitern. Das soll uns nicht hindern,
darauf hinzuarbeiten. Aber in der Demut des Vor-läufigen. Ist dem mächtigsten
Mann der Welt ein solches Denken möglich? Es würde seinem Handeln neuen Glanz
und Glaubwürdigkeit verleihen. Er ist ein Mann, der betet und auf Gott hören
will. Gott wird mit ihm reden.
2.5. Herr Präsident, was mir in der Aufzählung
Ihrer Schwerpunkte notvoll fehlt, ist die Wahrnehmung Ihrer Verantwortung für
den hohen Energieverbrauch der Vereinigten Staaten und für die bewusste
Drosselung der Emissionen. Warum übernehmen Sie nicht als Christ Verantwortung für die Schöpfung und als
Staatsmann Verantwortung für das Leben der kommenden Generation? Treten Sie
doch wie Russland bitte dem Kyoto-Abkommen bei! Diese Frage dürfte für die Welt
strategisch wichtiger sein als die Einführung der Demokratie in Birma oder
Simbabwe.
Wir sehen Ihre
aufrichtigen und guten Absichten und ehren Sie in Ihrem Amt, Herr Präsident,
das Sie nach Gottes Willen erlangt haben. Wir freuen uns, an der Spitze der
Weltmacht Amerika einen Mann zu wissen, der betet. Wir werden Sie darin
unterstützen im Gebet, damit Gott Ihnen gute Gedanken gibt und Gnade bei der
Ausführung.
Möge das Verhältnis
zwischen Ihnen und Ihren internationalen Partnern (bitte nicht: „Rest der
Welt“) getragen sein von Respekt, echtem Zuhören und Nach-Denken auf beiden
Seiten. Das wäre „Dialog“ statt Monolog.“
3. Der christliche Glaube in USA und in Europa – ein
Vergleich
Die Ebene der Politiker
In Europa, in Deutschland als Spitzenpolitiker „Gott“ in den
Mund zu nehmen und diesen Begriff gar mit einem persönlichen Bekenntnis des
Glaubens an ihn zu verbinden, lag bis dato außerhalb der „political
correctness“. Selbst in seiner letzten Weihnachtsansprache traute sich der als
bekennender Christ bekannte Alt-Bundespräsident Rau nicht, Gott zu erwähnen
oder im Zusammenhang der Weihnachtsbotschaft gar von Jesus zu sprechen.
Von daher bedeutet es einen Tabubruch, dass der neue
Bundespräsident Horst Köhler seine Antrittsrede abschloss mit den Worten: „Gott
segne unser Land!“ Wiederholt hat er seither von seinem Glauben an Gott
gesprochen und dass z. B. er und seine Frau für die Flutopfer beten. Und immer
kommt das ruhig und authentisch und nie aufgesetzt oder bekennerhaft. So ist
er, so lebt er, so spricht er. Horst Köhler ist immer ein Anreger gewesen und
ein Vorausgeher. Es scheint, als wenn er für die Politikebene mit seinem Reden
von Gott eine unsichtbare Türe aufgemacht hätte. Mögen sich noch viele unserer
Politiker trauen, hindurchzugehen und sich auch zu ihrem Glauben bekennen.
Ganz anders George W. Bush. In mehreren Interviews vor
seiner Amtseinführung betonte er öffentlich die fundamentale Rolle seines Glaubens
für sein Leben und seine politische Arbeit. Er glaube fest an Gott, sagte er,
schöpfe Kraft aus der täglichen Bibellektüre und aus dem Gebet, sowie aus den Gebeten
anderer für ihn. „Ich kann nicht erkennen, wie man Präsident sein kann, ohne
eine Beziehung zum Herrn zu haben“, sagte er, Er hält es für die Aufgabe des
Präsidenten, das Recht der Menschen, ihren Glauben zu praktizieren, zu schützen
bzw. ihr Recht, den christlichen Glauben auch nicht zu praktizieren. In seiner Antrittsrede erwähnt
er allerdings Gott nicht (soweit mir der Text bekannt ist. Red.). Desto stärker
fällt die Überbetonung der Freiheit auf, die mit religiösem Pathos und
missionarischem Eifer „gepredigt“ wird. Handelt es sich hier für Bush u. U. doch
um ein Synonym einerseits für Gott („Wo der Geist des Herrn ist, da ist
Freiheit“), andererseits für die Demokratie?
Aber ist die Bejahung dieser Frage nicht zutiefst einfach amerikanisch?
Amerika ist, „die Nation mit der Seele einer Kirche“ (G. K. Chesterton).
Die Ebene des Volkes
Chesterton
weiter: „Amerika ist das einzige Land, das auf einen Glauben gegründet wurde“
(vor der Staatsgründung Israels 1948). So war es auch klar, dass sich alle
protestantischen Evangelikalen hinter diesen Präsidentschaftskandidaten
stellten, der punktgenau nicht nur ihre Ziele vertrat (keine Homo-Ehe; gegen
Abtreibung) sondern auch ihre Lebensart hatte. Sie verhalfen ihm zu seinem
Wahlsieg.
Was lässt
sich darüber Genaueres sagen?
4. Macht Glaube erfolgreicher?
Unter
diesem Titel legte die „Wirtschaftswoche“ Nr. 52, 2004 einen
hochinteressanten Vergleich auf verschiedenen Feldern zwischen den USA und Europa
vor – alle Vergleiche bezogen auf die Rolle der Religion im Sinn von bewusster
Frömmigkeit, von evangelikaler Spiritualität im Leben des einzelnen und der
Gesellschaft.
Wohl haben
Europa und USA dieselben geistigen Wurzeln und sind daher geprägt vom Christentum
in seinen Werten; wohl haben beide die Weltpolitik der letzten Jahrhunderte
bestimmt und gemeinsam erfolgreich Freiheit und Demokratie gegen Faschismus und
Kommunismus verteidigt. Aber unübersehbar driften beide Blöcke heute
auseinander und das Unverständnis über die Reaktionen des anderen nimmt zu. Und
in der Mitte der wachsenden Entfremdung schält sich immer deutlicher: eine unterschiedliche Einstellung zum
christlichen Glauben heraus.
Die USA
sind ein zutiefst religiöses Land. Glamour, Hektik, wissenschaftliche
Spitzenleistungen und Coca Cola machen dies zuweilen vergessen. Aber die Seele
dieses Landes, geprägt von seinen Gründern, den „Pilgrim Fathers“ des17. Jh.
ist protestantisch-religiös.
43% der
Amerikaner besuchen laut Umfrage mindestens einmal pro Woche einen
Gottesdienst. In Deutschland sind das – nach dieser Umfrage! – 10% (ev. und
kath.), in Großbritannien nur 2%.
Der
Kirchgang hat am 2. November entschieden. Von den Kirchgängern wählten 2/3
Bush und nur 1/3 Kerry. Die wahlentscheidenden Evangelikalen machen ein Viertel
der Wählerschaft aus und sind überaus rege tätig für ihre Überzeugung.
Beobachter
halten daher diese Wahlentscheidung nach religiösen Gesichtspunkten nicht für
einen punktuellen Event, sondern für einen Trend.
Begründung:
In Amerika laufe der Prozess genau umgekehrt wie in Europa: Nehme in Europa die
Säkularisation zu, so nehme sie in USA ab, man spricht geradezu schon von einer
„Desäkularisation“. So sind Evangelikale in manchen Staaten dabei, die Evolutionstheorie
im Schulunterricht durch den Kreationismus zu ersetzen.
Es ist
selbstverständlich, dass einem entschieden christlichen Glauben auch eine
definitive christliche Wertvorstellung im Leben entspricht. Die Medien nennen
das dann „konservativ“. So bejahen z. B. 58% der Amerikaner, dass der Glaube an
Gott notwendig sei, um ein moralisch guter Mensch zu sein, während dies nur 33%
der Deutschen, 27% der Italiener und 13% der Franzosen so sehen.
„Soll
Homosexualität von der Gesellschaft nicht
akzeptiert werden?“, befürworten Amerikaner mit 42%, Franzosen mit 21%,
Italiener mit 20% und Deutsch nur mit 15%.
„Sollte der
Ehemann möglichst Alleinversorger seiner Familie sein?“ bejahen 37% der
Amerikaner, während nur 18% der Deutschen und gar nur 13% der Franzosen dies
wollen. Die Europäer bejahen fast ausschließlich, dass beide Partner sich das
Geldverdienen und die Kinderbetreuung teilen sollten.
„Sehr stolz
auf ihr Land“ sind 80% der Amerikaner, 50% der Briten, 35% der Italiener, aber
nur 18% der Deutschen.
Eindeutig
ist damit, dass christlicher Glaube, Familiensinn und Patriotismus miteinander
eng zusammenhängen – nur leider in Europa im Abwärtstrend.
Vollends
relevant wird die Konsequenz von authentischem christlichem Glauben bei der
Frage der Kinderzahl. Amerikaner, die häufiger in die Kirche gehen, haben
eindeutig mehr Kinder. Für sie zählt, dass „Kinder eine Gabe des Herrn“ sind,
trotz der 200 000.-$, die es kostet, ein Kind aufzuziehen.
In den
Staaten, die Bush gewählt haben, liegt die Geburtenrate um 12% höher als in den
Kerry-Staaten.
Diese
bewusste Glaubenseinstellung ist deshalb wohl auch der Grund, dass die USA mit
2,1 Kindern je Frau keinen demographischen Knick erleben werden und die
Gesellschaft nur geringfügig altern wird, während sich in Deutschland mit einer
Geburtenrate von 1,4 je Frau das Durchschnittsalter in den nächsten 40 – 50
Jahren auf 53 erhöhen wird.
Die Folgen
für alle Sozialsysteme liegen auf der Hand. Ebenso die Folgen für die
Wirtschaft:. Die Zahl der Konsumenten und damit der Arbeitsplätze bleibt in den
USA konstant bzw. wächst. In Europa nicht! Heute sind die beiden
Volkwirtschaften noch gleich stark, bis in 50 Jahren dürfte die amerikanische
die europäische um 100% überholt haben. Dann wird USA um 100 Mio. stärker sein
als jetzt und Europa um 50 Mio. schwächer.
Auch die
Wirtschaftsdynamik hängt mit dem Glauben zusammen. Wer glaubt, möchte seinen
Glauben auch zeigen in der Art und Weise, wie er seine Arbeit macht. „Tut
alles…als dem Herrn und nicht den Menschen“, sagt die Bibel. Von daher
entwickelt ein Christ „wachstumsfreundliche“ Eigenschaften im
Wirtschaftsprozess wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Belastbarkeit, Fleiß und
sinnorientierte Sparsamkeit im Umgang mit Firmeneigentum etc. Erfolg darf dann
auch als Segen Gottes angenommen, ja sogar angestrebt werden.
Diese
allgemeine Beobachtung, die eine Harvard-Studie in 59 Ländern festgestellt hat,
wird in den USA durch die weithin verbreitete Lehre des Reformators Johannes
Calvin, dem viele der Pilgerväter anhingen, verstärkt. Diese Lehre spricht von
harter Arbeit, Konsum nur des Nötigen, kein Luxus etc., was alles zusammen
natürlich zu Wohlstand führt – für Calvin eines der Zeichen himmlischer
Erwählung.
Diese
Einstellung ist in den USA eben an vielen Stellen noch lebendig, während sie in
Europa mehr und mehr verschwand im Zuge der Säkularisation und der Entwicklung
des Wohlfahrtsstaates..
So
arbeiteten 1970 Amerikaner und Europäer laut OECD noch ca. 1900 Stunden im
Jahr. Heute sind es in den USA noch 1800 Stunden, aber in Deutschland und
Frankreich etwa 1450. Die Folgen für die Europäer sind absehbar.
·
Die Kirchen
Die Kirchen
sind in den USA alle „Frei-Kirchen“ d. h. sie bekommen keinerlei staatliche
Zuschüsse. Sie sind total für die Spenden ihrer Mitglieder angewiesen. Dies
bedeutet einerseits Konkurrenzdruck auf die Gemeinden und ihre Leiter, eine
möglichst attraktive Gemeinde zu bauen und andererseits werden Mitglieder wie
Kunden behandelt und umworben. 1/7 der „Kundschaft“ wechselt tatsächlich auch
jedes Jahr die Gemeinde („Church Shopping“).
Die
Evangelikalen Kirchen standen in den USA politisch auch immer auf Seiten der
Unterdrückten: die Sklavenbefreiung des 19. Jh. und die Bürgerrechtsbewegung
des 20 Jh. wurden wesentlich angeführt von gläubigen Christen.
So bedeutet
die Trennung von Staat und Kirche
historisch in den USA auch etwas ganz anderes als in der Alten Welt. Die
Pilgerväter waren geflohen, um durch diese Trennung endlich Freiheit für den
Glauben zu erhalten. Und so war die Folge ein Erblühen der verschiedenen
christlichen Kirchen. - Auf dem Alten Kontinent gehörte die Kirche hingegen zum
verhassten Apparat der absolutistischen Fürsten und war ein Instrument zur
Kontrolle der Bevölkerung. Von daher war die Französische Revolution nicht nur
ein Schlag gegen den König und den Adel, sondern auch ein Schlag gegen die
Kirche, und Klöster brannten genauso wie Schlösser. Die Trennung von Staat und
Kirche war in Europa ein Akt des Hasses und der Ablehnung und ist es bis heute in
Frankreich geblieben.
Die
Entwicklung des religiösen Lebens in USA und in Europa ist dadurch
verständlich. Da Frankreich bis heute auf seiner Festlegung von damals besteht,
beeinflusst es per Veto die Richtung der ganzen Europäischen Union, bis hinein
in die Frage des Gottesbezuges in der Verfassung.
5. Europa am Scheidewege
Das
europäische Christentum ist also geprägt:
§
von
der Säkularisation, was eine Sinnentleerung
des Lebens bedeutet;
§
vom
Hedonismus d. h. vom Lustprinzip;
§
vom
Individualismus d. h. „ich kann auch Christ
sein ohne Kirche“.
An die
Stelle des Glaubens an Gott trat das Kreisen um den Menschen als Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit, was philosophisch zu einer humanistischen Anthropologie,
gesellschaftlich zu einer normativ-intoleranten Toleranz und politisch zum
alles versorgenden Wohlfahrtsstaat führte.
Von der
Kraft Gottes, freigesetzt im Glauben seiner Christen, ist kaum mehr etwas
spürbar, wie z. B. in Amerika. Die Untersuchung zeigt, wie eng aber authentisch
christlicher Glaube und alle heute und morgen Europa bedrängenden Probleme
zusammen hängen. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte – hier ist er: Europa
hat nur noch eine Chance: Umkehr zu dem lebendigen Gott der Bibel.
Er kann uns erretten. Aber wir müssen zu ihm kommen und unser Leben ändern
lassen.
Die
Totengräber des Islam stehen schon vor unserer Tür. Wird Europa am Ende des 21. Jh.
ein Teil des nordafrikanischen, türkischen Islam sein? Oder schenkt Gott noch
einmal durch Buße und Flehen eine Erweckung der Gemeinde mit Aus-Wirkungen bis hinein
in die Parlamente und Moscheen?
Lasst uns
beten.
GEBET
„Ja, auf
dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt: ich werde nicht zu Schanden in
Ewigkeit.“
1. Wer Mut im
Leben fassen will, der muss zuerst auf Gott schauen.
2. Amerika und
Europa brauchen einander. Zuerst in der Wertsachätzung, Dankbarkeit und Liebe.
Und dann in gegenseitiger Fürbitte. Unsere Fürbitten für Amerika könnten sein:
3. Für Amerika
können wir nur fürbitten, für Europa und speziell für Deutschland müssen und
können wir zuerst Buße tun. „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet, nicht auf
unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit“ (Dan 9,18).
4. Fürbitte und
Bitte für Deutschland und Europa:
5. „Wir
entziehen Europa dem Geist der Französischen Revolution. “Wir wollen „Europa
eine christliche Seele geben.“ Jeder überlege die Form des Gebetes, die ihm für
diese beiden umfassenden Anliegen geeignet erscheint.
Ortwin Schweitzer
Quellen:
DIE ZEIT Nr. 4, 20.1.2005; FAZ Nr. 17,
21.1.05; Stuttgarter Zeitung Nr. 16,
21.1.05; Süddeutsche Zeitung 19.1.05; Hamburger Abendblatt 21.1.05; Wirtschaftswoche 52, 16.12.04
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